Entwicklungszusammenarbeit wohin?

Die schweizerische EZA ist im Wandel, der hier analysiert und kommentiert werden soll .

Afrika im Banne Chinas

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Der rasche Wandel Afrikas wird augenscheinlich in der Transit Lounge des Flughafens in Addis Abeba. Der Afrikareisende war sich früher gewohnt unter den Transitpassagieren etwa 50 % Afrikaner, 40 Europäer und 10% Asiaten auszumachen. Je nach Tageszeit hat sich heute dieses Verhältnis innert weniger Jahre rasant verändert: Er findet 40% Afrikaner und wenn’s hoch kommt 10% Europäer und 50% Chinesen!

Auf dem Flug nach Lubumbashi (Kongo) besteht Zeit, das Publikum näher zu betrachten: von besonderem Interesse ist natürlich der asiatische Teil, der sich tendenziell noch erhöht hat. In der Business Class sitzen einige chinesische Damen und Herren im Business Anzug. Adrett schwarz gekleidet die Damen. Da ist nichts mehr vom alten Mao chic zu sehen. Hinten ist ein buntes Gemisch von offensichtlich höheren Kadern, Ingenieuren und einfachen Arbeitern auszumachen.

Lubumbashi ist der Hauptort der Provinz Katanga. Es ist die reichste Provinz des Kongos, die auch schon versuchte sich zu verselbständigen. Der Reichtum besteht in der grossen Dichte von Bodenschätzen, die heute durch internationale Firmen ausgebeutet werden. Innerhalb weniger Jahre haben sich hier die Verhältnisse geändert. Es soll inzwischen über 50 chinesische Minen geben. Offenbar handelt es sich um relativ kleine Minen. Die Chinesen habe da ihre Arbeiter, Wächter und Fahrzeugführer mit sich gebracht. Ich muss ich hier im Konditionalis sprechen, da diese Minen streng bewacht sind und nicht besucht werden können.

Wir haben Gelegenheit ein grosse Mine zu besuchen, die in Katanga Kupfer fördert. Anlass dazu ist die Tatsache, dass die Mine mit der lokalen Bevölkerung ein Aufforstungsprojekt mitfinanzieren will. Wer eine Minenkonzession erhält kann nämlich im Kongo auf dem Gebiet der Konzession beinahe tun und lassen, was er will. Sie praktisch extraterritorial. Allerdings ist der Konzessionär verpflichtet nach der Ausbeutung, die Mine wieder zu rehabilitieren.

Die Fahrt zur Mine dauert etwa zwei Stunden. Nach anderthalb Stunden werden wir von Leuten in Uniform angehalten: Wir müssen unsere Ausweise zeigen und mit einem elektronischen Gerät wird unserer Körpertemperatur gemessen. Wir betreten das Minengelände! Es sind die Angestellten der Mine, die uns vor dem Eintritt kontrollieren.

Im Service Gebäude, das ausserhalb der eigentlichen Mine liegt, werden wir von kongolesischen Kadern freundlich und zuvorkommend empfangen. Die Leute sind offensichtlich gut ausgebildet tragen Uniform und arbeiten in einem professionellen Arbeitsumfeld. Unser Hauptgesprächspartner ist Agronom. Verantwortlich für den Kontakt mit der lokalen Bevölkerung. Das Unternehmen ist bereit mit der Bevölkerung 20 Hektaren aufzuforsten. Gleichzeitig ist es interessiert, in der Bevölkerung eine Kompetenz aufzubauen für die Aufforstung des Hochspannungsleitungskorridors, der von der Mine gebaut wird. Das Unternehmen will die Pflanzen und die Dienstleistungen zu Marktbedingungen zu kaufen und hofft so auch die Kapazitäten zu schaffen, damit die Mine nach 15 Jahren rehabilitiert werden kann.

Die Mine gehört einer in England registrierten Firma, die an den Börsen von Melbourne und Honkong kotiert ist. Sie besitzt Minen in Australien, Laos, Peru und Kongo. Seit 2010 ist das Unternehmen in chinesischem Besitz und will gemäss Leitbild bis 2020 eines der führenden Minenunternehmen weltweit sein.

Auf der weiteren Reise begegnen wir in Bukavu in Ost Kongo, in Maniema, mitten im Urwald chinesischen Verkaufsläden. In Kinshasa gibt es bereits ein Quartier, das nach den Chinesen benannt wird

Im abendlichen Verkehrstau der Hauptstadt bleiben wir plötzlich hinter einem   chinesischen Lastwagen blockiert. Auf der Ladebrücke sitzen etwa 50 bis 60 chinesische Arbeiter eng zusammen gedrängt aber ruhig und ohne eine Mine zu verziehen. In einer anderen Strasse kommt uns im Abendverkehr ein riesiger Pneu Lader entgegen, vermutlich auf dem Heimweg von einer Baustelle. Der Chauffeur ist Chinese. Sie sind Teil einer chinesischen Strassenbaufirma. China baut im Kongo Strassen und andere Infrastrukturen schlüsselfertig mit eigenen Maschinen, Arbeitern und Ingenieuren. Damit sichert sich China langfristig Rohstoffe und landwirtschaftliche Konzessionen.

Abends sitze ich auf der Terrasse der Paillotte für das Nachtessen. Das Restaurant gehört zu einem Sportsclub. Dahinter liegt der Basketballplatz auf dem sich zwei chinesische Mannschaften einen freudvollen jedenfalls lauten Match liefern. Im Zimmer flimmert der Fernsehkasten. Das internationale Star Networks sendet einen chinesischen Film in Chinesisch mit französischen Untertiteln.

Dambisa Mayo, erwähnt in ihrem Bestseller „Dead Aid“ die wachsende chinesische Präsenz in Afrika und findet diese eher als wohltuend verglichen zur traditionellen öffentliche Hilfe  des Westens.

Autor: buergerschild

Nach ReliefArbeit in Nigeria (1968) und Bangladesch (1971) mit dem Roten Kreuz, Teamleiter und Koordinator des EZA Programms der Schweiz in Nepal (1973-1978), erster Koordinator für Rwanda und Burundi mit Sitz in Kigali. Auslandleiter Helvetas, Projektleitung ländliche Entwicklung in Bolivien. Direktor INTERCOOPERATION (1988 bis1999). Chief Technical Advisor von UNDP und Strategieberater der DEZA in Nordkorea. Leiter des National Solidarity Programms - NSP (2004-2007) in Afghanistan und Generaldirektor ICIMOD (2007-2011).

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